Ministerinnenbesuch in Niebüll

Schulabschluss in der Tasche – und dann? Wie schaffen Jugendliche nach der allgemeinbildenden Schule den (raschen) Sprung in eine Berufsausbildung? Des Rätsels Lösung ist eine Kooperation zwischen Gemeinschaftsschulen, der Agentur für Arbeit, derHandwerkskammer und der lokalen Wirtschaft.

Praktiziert wird sie unter dem Titel „Jugendberufsprojekt Nordfriesland“ an der Beruflichen Schule des Kreises Nordfriesland in Niebüll. Zu Schulabgängern wird frühzeitig Kontakt aufgenommen, sie werden registriert, „im Auge behalten“, Termine mit ihnen vereinbart. So erfahren sie mehr über ihre Möglichkeiten. „Schule und Berufsbildung sind ein wichtiger Bereich“, erklärte Schleswig-Holsteins Ministerin für Schule und Berufsbildung, Britta Ernst, bei ihrem
gestrigen Besuch.

Und: Die Qualität der Zusammenarbeit sei wichtig. „Ich habe vor Ort gute Eindrücke gewonnen. Alle ziehen an einem Strang.“ Es sei ein überzeugendes Projekt, bei dem keineswegs eigene Interessen im Vordergrund stehen würden, sondern alle ein gemeinsames Ziel hätten, lobte sie. „Niemand soll nach seinem Abschluss verloren gehen.“

„Es ging uns heute darum, die Bedeutung der Beruflichen Schule für den Bereich Nordfriesland Nord deutlich zu machen – im strukturpolitischen, arbeitspolitischen und bildungspolitischen Bereich“, erklärte Finn Brandt, Schulleiter G1 (Geschäftsbereich Personal). „Der Übergang in die Berufs- und Arbeitswelt soll passgenauer begleitet werden. Hierzu besteht eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Allgemeinbildenden Schulen.“ In Nordfriesland gebe es Menschen, die sich noch kennen, Probleme gemeinsam angehen und lösen. Dabei seien aber auch die Jugendlichen
selber gefordert. Brandt: „Absentismus wird nicht toleriert. Wir haken gemeinsam mit dem Kreis nach, schöpfen alle rechtlichen Möglichkeiten aus.“ Bei Bedarf brauchen die Schüler nur eine Treppe höher gehen. Dort befindet sich ein Anlaufbüro der Bundesanstalt. Menschlich und physikalisch setze man auf kurze Wege. „Wir wollen die Jugendlichen frühzeitig dort abholen, wo sie sich befinden“, erklärte auch Ramona Hummitzsch, Geschäftsführerin operativ der Agentur für Arbeit in Flensburg. „Wir lassen niemanden hängen.“

Carsten Friedrich Sörensen, stellvertretender Landrat des Kreises: „Das Projekt ist ein Stück Daseinsvorsorge, es ist ohne Vernetzung aber nicht möglich. Wir setzen auf eine Weiterführung, hoffen auf Förderung und Unterstützung durch das Land.“

Nachgefragt: Lehrerstellen

Zu der aktuellen Diskussion um die Zahl der Lehrerstellen in Schleswig-Holstein und eine angebliche Deckelung der Auslastung bei 94 Prozent erklärte Ministerin Britta Ernst:
„Bis zum Ende der Legislaturperiode werden wir über 2000 Stellen mehr als bei der Vorgänger-Regierung vorhalten.“ Trotzdem sei man mit der derzeitigen Situation nicht zufrieden. Jedes Bundesland stoße aber an Grenzen, wenn eine bestimmte Anzahl an Lehrkräften durch Erkrankungen ausfallen. Dennoch: „Es sind Ressourcen vorhanden.
Die Versorgung mit Lehrerstellen verbessert sich. Unser Ziel ist es, bis zum Ende der Legislaturperiode die 100 Prozent zu schaffen. Aber das geht nur schrittweise. Schleswig-Holstein ist ein armes Land. Wir tun alles im Rahmen des Möglichen.“

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